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Entwicklung eines Versorgungsplans für multimorbide geriatrische Personen in der Primärversorgung – Kurzfassung


Mag. Claudia LohrDie Autorinnen:

Mag. Claudia Lohr

arbeitet im Competence Center Integrierte Versorgung (CCIV) der WGKK, wo sie v. a. in den Projekten „Multimorbidität“ und „chronische Herzinsuffizienz“ tätig ist.


Christine Trischak BA MSc Christine Trischak BA MSc

arbeitet im Competence Center Integrierte Versorgung (CCIV) der WGKK. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind Gesundheitsförderung, Case and Care Management, Multimorbidität und integrierte geriatrische Versorgung im niedergelassenen Bereich.


Christine Trischak BA MSc Priv. Doz. Dr. Sylvia E.Reitter-Pfoertner

ist Internistin und verantwortlich für evidenzbasierte Medizin im Competence Center Integrierte Versorgung (CCIV) der Wiener Gebietskrankenkasse.


Kurzfassung 


Versorgungspläne sind im Pflegebereich häufig bereits fester Bestandteil der Versorgungsplanung, wohingegen diese in der medizinischen Primärversorgung weitestgehend ein Novum darstellen. Der Einsatz von Versorgungsplänen erfordert sowohl auf der strategischen Ebene als auch auf der Ebene der direkten Patientenversorgung eine neue Sichtweise der involvierten Akteure und besonders die Bereitschaft, sich strukturiert auf Fragen der Versorgungsplanung einzulassen. Das CCIV hat im Rahmen der Arbeiten rund um das Thema „Integrierte Versorgung von multimorbiden Personen“ ein Mustertemplate für einen Versorgungsplan, der die individuelle, patientenorientierte Versorgung in der hausärztlichen Praxis unterstützt, entwickelt.


Chronische Erkrankungen und Multimorbidität stellen bekanntermaßen eine große Herausforderung im Management von Patienten dar. Die gestiegene Lebenserwartung in Europa und die damit verbundene Zunahme der älteren Bevölkerung führt dazu, dass chronische Erkrankungen zunehmend an Bedeutung gewinnen und daher bereits seit einigen Jahren im Fokus zahlreicher gesundheitspolitischer Bemühungen stehen. Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko, gleichzeitig an mehreren chronischen Erkrankungen zu leiden, was bei betroffenen Personen zu zahlreichen Beeinträchtigungen führt. Dies bedingt häufig den Verlust der selbstbestimmten Lebensführung, wodurch Betroffene hilfs- und pflegebedürftig werden und ihre Lebensqualität reduziert ist. Die komplexen Bedürfnisse multimorbider Personen erfordern daher eine ganzheitliche Versorgung, welche auch individuelle Wünsche von Patienten sowie deren Angehörigen berücksichtigt.


Der Versorgungsplan wurde modular und erweiterbar aufgebaut, sodass er künftig auch für andere Zielgruppen (z.B. für ein jüngeres Patientenklientel) adaptiert werden kann. Die Inhalte wurden nicht nur auf medizinische Bereiche beschränkt; sie sind im Sinne einer ganzheitlichen Versorgung weiter gefasst und berücksichtigen bio-psycho-soziale Aspekte, Angaben zum aktiven Versorgungsnetzwerk der Patienten sowie zu relevanten Vorerkrankungen, Notfällen und akuten Ereignissen. Ergänzend dazu werden auch palliative Aspekte im Sinne einer vorausschauenden Versorgungsplanung berücksichtigt.


Der Versorgungsplan soll als Servicetool den Informationstransfer zwischen allen involvierten Berufsgruppen unterstützen, da er wesentliche Informationen zur Patientin bzw. zum Patienten – kompakt gebündelt – im Überblick darstellt und so dazu führt, dass allen involvierten Berufsgruppen der gleiche Informationsstand zur Verfügung steht.


Die Erkenntnisse im Zuge der Ausarbeitung des Versorgungsplans zeigen, dass das Instrument eine gute und praktikable Ausgangsbasis für die Weiterentwicklung und Erprobung in der Versorgungspraxis darstellt. Vor einer zukünftigen Pilotierung sollte das Instrument aus Sicht des CCIV jedenfalls vorab in der Praxis getestet werden. Ergänzend dazu werden sowohl eine Ausfüllhilfe als auch eine initiale Schulung für die Arbeit mit dem Instrument notwendig sein, um jenen Personen, die mit der individuellen Erstellung des Versorgungsplans für die Patienten befasst sind, die erforderlichen Informationen und Erläuterungen vermitteln zu können. Auch stellt die Umsetzung einer elektronischen Version des Versorgungsplans eine notwendige Zielsetzung dar, um den Erfolg des Instruments mittelfristig durch erhöhte Praktikabilität und damit Akzeptanz zu sichern. Dies ist im Falle einer zukünftigen Pilotierung jedenfalls zu beachten.


Interessierte Leserinnen und Leser können für Rückfragen oder Inputs zum Versorgungsplan unter office-cciv@wgkk.at mit dem CCIV in Kontakt treten. 


Zuletzt aktualisiert am 14. November 2020