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Antibiotikaverbrauch im niedergelassenen Bereich mit besonderem Fokus auf Kinder


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Hintergrund

Antibiotika, Medikamente zur Behandlung bakterieller Infektionen, zählen zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln im niedergelassenen Bereich. Es sind häufig akute Erkrankungen wie Infekte der Atemwege, die mit Antibiotika behandelt werden.


Methodik

Für die Auswertungen werden Personen berücksichtigt, die im Jahr 2015 in Österreich anspruchsberechtigt waren. Die Grundgesamtheit bilden 8.506.913 Anspruchsberechtigte (51% weiblich), davon 1.674.489 (20%) Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre. Es werden Verordnungsprävalenzen berechnet, definiert als der Anteil Anspruchsberechtigter, die im Bezugszeitraum mindestens eine entsprechende Verschreibung erhalten hat, sowie regionale Unterschiede mit Fokus auf Kinder und Jugendliche und mittels eines synthetischen sozioökonomischen Indikators aus Einkommen und Ausbildung Zusammenhänge analysiert.


Ergebnisse

Im Jahr 2015 haben 33% der Anspruchsberechtigten mindestens eine Antibiotika-Verordnung bekommen. Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren erhielten mit 35% häufiger Antibiotika als der Durchschnitt. Kinder im Vorschulalter (0 bis 6 Jahre) bekommen mit 42% deutlich häufiger Antibiotika verordnet als Kinder und Jugendliche von 7 bis 19 Jahren mit 31%. In allen Bundesländern ist eine höhere Verordnungsprävalenz bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu den Erwachsenen zu erkennen, ausgenommen das Bundesland Salzburg und Vorarlberg. Bei Kleinkindern bis 2 Jahre finden sich die höchsten Verordnungsprävalenzen in Wien mit 45%, die niedrigsten in Salzburg mit 27%. Die höchsten Verordnungsprävalenzen finden sich bei Kindern (0 bis 6 Jahre) in den politischen Bezirken Mattersburg (57%) und Völkermarkt (56%), die niedrigsten im Bezirk Wien Innenstadt (25%) sowie Salzburg Stadt (27%).


Schlussfolgerungen

Die Auswertungen für Kinder und Jugendliche zeigen deutliche regionale Unterschiede auf Ebene der Versorgungsregionen und der politischen Bezirke. Die Ursachen für regionale Variabilitäten sind anhand der vorliegenden Daten schwer zu identifizieren. Es gibt Hinweise, dass vor allem sozial schwächer gestellte Personen häufiger Antibiotika verschrieben bekommen. Eine Korrelation zwischen sozioökonomischen Faktoren und Verordnungsprävalenzen war nicht nachweisbar. Ein weiterer Grund für regionale Unterschiede könnten unterschiedliche Versorgungsstrukturen sein. In den österreichischen Daten konnte kein Zusammenhang zwischen der Ärztedichte und den Verordnungsprävalenzen, dargestellt für politische Bezirke, hergestellt werden. Analysen nach Indikationen und Altersgruppen könnten helfen bestehende regionale Variabilität, die Hinweise für eine Über- und Fehlversorgung aufzeigt, besser zu erklären. Die fehlenden Diagnosen und damit einhergehend die Unmöglichkeit von Diagnosen-bezogenen Auswertungen stellen eine Limitation dieser Auswertung dar.



Zuletzt aktualisiert am 14. November 2020