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Editorial April 2009


Dr. Wilhelm DonnerDer Autor:
Dr. Wilhelm Donner

ist Chefredakteur der Sozialen Sicherheit im
Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.



Liebe Leserinnen und Leser!

Dr. Christoph Klein wurde in der Sitzung des Verbandsvorstandes vom 18. März 2009 zum neuen Generaldirektor-Stellvertreter des Hauptverbandes mit Wirkung vom 1. April 2009 bestellt. Klein war zuvor in der Wiener Kammer für Arbeiter und Angestellte tätig und leitet nunmehr den Geschäftsbereich 3.

Im Vorjahr fanden zwei Sozialstaatsenqueten im Hauptverband statt. In dieser Ausgabe werden – als Ergänzung zum Artikel über Beitrags- und Steuerfinanzierung im März-Heft – die von den Autoren überarbeiteten und erneuerten Referate der 1. Sozialstaatsenquete publiziert. Es sind dies die von Prof. Dr. Karl Aiginger (WIFO) und Prof. Dr. Anton Hemerijck (Wissenschaftl. Rat, Niederlande) zum Vortrag gebrachten Analysen des Wohlfahrtsstaates, wie er sich in Europa seit 1945 als Gesamttyp entwickelte und in verschiedene Modelltypen differenzierte.

Aiginger unterscheidet vier Modelle, wie sie in Europa und Übersee ausgeprägt vorfindbar sind: Das skandinavische (Schweden, Finnland, Norwegen, Dänemark und ev. Niederlande), das korporatistische bzw. kontinentale (Deutschland, Italien, Österreich und Belgien), das liberale bzw. angelsächsische (Irland, Großbritannien, USA, Kanada und Australien) sowie das staats- und familienbasierte mediterrane Modell (Spanien, Portugal, Griechenland und ev. Italien bzw. Frankreich).

Erfolge und Grenzen dieser Modelle werden einer Prüfung unterzogen und Aiginger erkennt die Skandinavier seit den 1990-er Jahren als die erfolgreichsten Länder mit hohen Wachstumsraten und dem höchsten Beschäftigungsniveau an, weil dort die Globalisierung nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen wird.

Hemerijck befragt den kontinentalen Wohlfahrtsstaat nach seinem Fitnessgrad für das 21. Jahrhundert, da dieser in seiner inneren Transformation seit den 1990-er Jahren zu einer „Wohlfahrt ohne Arbeit“ mutierte und eine Trägheit ausbildete, wie sie z.B. der angelsächsische und skandinavische Wohlfahrtsstaat in Bezug auf die Anpassungsfähigkeit an die wirtschaftliche Internationalisierung nicht kennt.

Der Autor bietet Vergleichsdaten zur Beschäftigungslage verschiedener Segmente und zeigt abschließend unter Verwendung einer Lebenszyklusperspektive, dass der kontinentale Wohlfahrtsstaat zwar nicht veraltet, aber auch nicht in Form ist.

Dr. Wilhelm Donner

Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2022